Lernbeobachtung und Lernzielkontrolle 

„Die Kindheit hat ihre eigene Weise, zu sehen, zu denken und zu empfinden. Nichts ist unsinniger, als ihr die unsrige unterschieben zu wollen."

(Jean-Jacques Rousseau)

Dieses Zitat Jean-Jacques Rousseaus, der schon vor langer Zeit erkannte, dass Kinder eine andere Denkweise als Erwachsene haben, beschreibt eine zentrale Haltung, die als wesentlich für die Grundschulpädagogik zu betrachten ist:

Das Kind als Subjekt seiner Lerntätigkeit zu begreifen und seine Sicht- und Denkweisen sind zu respektieren.

Aufgabe des Mathematikunterrichts der Grundschule ist es, an diese individuell unterschiedlichen Kenntnisse anzuknüpfen und sie systematisch zu erweitern.

Diese Forderung resultiert nicht zuletzt aus dem Wechsel des Verständnis von Lehren und Lernen, in dem das bereits vorhandene Wissen eines Individuums stärker ins Zentrum gerückt wird. Lernen ist in diesem Sinne immer nur ein Weiterlernen, hierzu muss bereits existierendes Wissen aufgegriffen werden. In einer fehleranalytischen Überprüfung müssen dabei fachlich nicht korrekte und nicht zielführende Lösungsstrategien erkannt werden.

-------------------------------------------------------------------------


1. Lernbeobachtung

Lernwege beobachten, Lernfortschritte überprüfen


Individuelle Förderung ist ohne intensive Lernbeobachtung nicht möglich.
Sie stellt im Unterricht der Grundschule die umfassendste und pädagogisch bedeutsamste Form der Leistungsfeststellung dar.

Um eine Kontinuität und Zielgerichtetheit der Lernbeobachtungen zu gewährleisten, werden sie bei "Mathe nach Maß" alle regelmäßig dokumentiert. Diese basieren auf wissenschaftlichen Empfehlungen.

Lernbeobachtung ist die Grundvoraussetzung, den Lernprozess und die Lernmöglichkeiten eines Kindes zu beurteilen und ggf. Fördermaßnahmen einzuleiten.


--------------------------------------------------------------------------
Für den Unterrichtenden bedeutet das:

Er sollte insgesamt für ein positives Lernklima sorgen, d. h. die Schüler auf keinen Fall entmutigen, sondern auch schon kleine Fortschritte gebührend anerkennen.

Er sollte individuelle Fehler für den Unterricht produktiv nutzen. Fehler sind zunächst keine Leistungsmängel, sondern nicht zum Erfolg führende Lösungswege.

Es gilt, die Ursachen dieses Fehlers zu ermitteln
(„Warum hast du so gerechnet? Warum bist du hier nicht weitergekommen?"...)

und anschließend entsprechende Hilfen anzubieten.


Dies können sein:

- Rückgriff auf Material

- Überlegung, wie eine vergleichbare Aufgabe in einem kleineren Zahlenraum gelöst würde

- Vergleich mit den Rechenwegen anderer Kinder (Kinder untereinander können oft geduldiger und besser erklären als Erwachsene.)

-------------------------------------------------------------------------
Wozu Lernbeobachtung?

Eine Lernbeobachtung ist notwendig, um die schon ausgebildeten Fähigkeiten eines Kindes bewusst wahrzunehmen und erforderliche Fördermaßnahmen einzuleiten.

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Lernentwicklung ist unter anderem eine sorgfältige Passung der Lernangebote an den sachstrukturellen Entwicklungsstand der Kinder. Hierbei spielt die unterrichtsbegleitende Beobachtung der Lernfortschritte eine zentrale Rolle, um entsprechende didaktisch-methodische Entscheidungen treffen zu können


-------------------------------------------------------------------------
Wie wird beobachtet?

Die Ermittlung der Lösungsstrategien, mit denen der Schüler an die Aufgabe herangeht, ist von zentraler Bedeutung.
Es gilt die der Kinder zu erkennen und herauszufinden, welche Gedankengänge dem Lösungsverhalten zu Grunde liegen. Hierzu bieten sich folgende Möglichkeiten an:

Beobachtung des Kindes im unterrichtlichen Geschehen


Befragung (Metakommunikation) über die Lernprozesse im Einzelkontakt, z. B. durch lautes Mitsprechenlassen, durch Erläutern der Lösungswege, durch vom Schüler anzufertigende Zeichnungen zu seinen gedanklichen Abläufen etc.


Systematische Kurzzeitbeobachtungen durch Einholen und Sichten schriftlicher Arbeitsproben (z.B. Analyse von Lernzielkontrollen, Fehleranalysen


--------------------------------------------------------------------------
2. Lernzielkontrollen

Ermutigende Lernbedingungen sind wirksame Voraussetzungen des Lernens und Leistens.
Sie sind die menschliche Seite der Leistungssituation.

Auch das Überprüfen von Leistung kann seinen Schrecken verlieren, wenn z. B:

- die Prüfungsinhalte eingegrenzt, überschaubar und verstanden sind;

- die Kinder ausreichend Zeit zur Vorbereitung haben;

- planvoll lernen und ihre Fragen einbringen können;

- die Kinder sich in Vorversuchen in die Art der Leistungsprüfung einüben können;

- sie während der Überprüfung eine entspannte und konzentrierte Arbeitssituation vorfinden;

- die Aufgaben sachlich eindeutig, im Schwierigkeitsgrad erkenntlich und gut leserlich sind;

- die Kinder mit ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer einen offenen Dialog über ihre Prüfungserlebnisse führen.


-------------------------------------------------------------------------
Im Lernstudio Schlaufuchs gilt im Rahmen von "Mathe nach Maß" folgendes:

Die Überprüfung des sachstrukturellen Entwicklungsstandes mit Hilfe einer Lernzielkontrolle sollte möglichst häufig und unabhängig von bewerteten Leistungssituationen stattfinden, um wie oben erwähnt positive Erfahrungen in Leistungssituationen zu machen und damit die Angst vor "Arbeiten" zu verlieren.

Die Beobachtung der Kinder während der Bearbeitung der Aufgaben gibt ebenfalls weitere Aufschlüsse (benötigte Zeit, Sicherheit bei der Aufgabenlösung, Vermeidungsstrategien bei auftretenden Schwierigkeiten, ...).

Jedes Kind darf seine Aufgaben zu Ende bearbeiten, unabhängig davon, wie lange es dazu braucht.
Nur so wird deutlich, ob das gewünschte Lernziel erreicht wurde oder nicht.

Bei auftretenden Schwierigkeiten werden den Kindern unterstützende Hilfen (Impulse, Rückgriff auf konkretes Material) gegeben, um in jedem Fall eine positive Einstellung zur gestellten Aufgabe zu erhalten.
Art und Intensität der Hilfestellung werden auf den Beobachtungsbögen vermerkt.